Die Rote Vogelmilbe – Dermanyssus gallinae

Die rote Vogelmilbe heißt mit lateinischem Namen Dermanyssus gallinae und gehört zur Familie der Spinnentiere. Sie besitzt daher als erwachsenes Tier 4 Beinpaare, als Nymphe nur 3. Die weibliche Milbe ist ausgewachsen etwa 1 mm groß und mit bloßem Auge kaum erkennbar. Die RVM ist nüchtern von grau-weißer Farbe und erhält erst durch die Aufnahme von Blut die namensgebende rote Färbung. Da es sich um eine nachtaktive Art handelt, die sich tagsüber in den Spalten und Ritzen sowie den Nestern und im Innern der Sitzstangen (Zollrohre) aufhält und nur nachts ihre Wirte befällt, ist es nicht ganz leicht, einen Befall festzustellen, bevor es nicht zu einer Populationsexplosion gekommen ist (Liebisch  und Liebisch 2003).

Die Milbe ist im Verhältnis zu ihrer Größe recht flink und befällt Wirte, die bis zu 80 cm von ihrem Tagesversteck entfernt sind. Zur Wirtsfindung dienen den Milben feine Sinneshaare an den Tarsen der ersten Beinpaare sowie an den Palpen, bei denen  es sich um geruchs- und mechanosensitive Rezeptoren handelt (Kilpinen et al. 2002), die vermutlich auf CO 2, Wärme und Erschütterung empfindlich reagieren.

Ihr Versteck kennzeichnen die Milben zuvor durch Pheromone. Dies dient zum einen der Koloniebildung und der Partnerfindung (Liebisch und Liebisch 2003), zum anderen finden die Tiere so aber auch nach dem Blutsaugen den Weg vom Wirt zurück zum Versteck (Kilpinen 2001; Liebisch und Liebisch 2003).

Die Pheromone helfen den Milben auch, sich im Stall zu großen Milbenkolonien zusammen zu finden, die makroskopisch durch rote oder graue Beläge, u.a. an den Futtertrögen, in den Legenestern und am Eierband (Cencek 2003) sowie in Ritzen, Spalten und Sitzstangen zu erkennen sind. Graue Beläge weisen darauf hin, dass Milben zwar vorhanden sind, diese aber derzeit keine Nahrung aufgenommen haben.

Nur im Falle eines massiven Befalls kann die Milbe auch tagsüber auf den Legehennen gefunden werden. Das Saugen hungriger Milben dauert ca. eine halbe bis eine Stunde. Der Blutentzug durch eine adulte Milbe beträgt im Mittel ca. 200 µg pro Stich (Liebisch und Liebisch 2003).

Die Lebensdauer eines Weibchens beträgt bei 25°C etwa 6 Wochen, es kann aber bis zu neun Monate ohne Nahrungsaufnahme überleben, je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit (Nordenfors et al. 1999b). Ohne Nahrungsaufnahme überleben die Milben generell länger bei niedrigen Temperaturen. Bei 10°C konnten die Milben in einem Versuch bis zu 196 Tagen überleben. Milben, die 126 Tage bei 5°C und 90 % Luftfeuchte überlebten, konnten anschließend auch wieder Blut saugen und Eier legen (Bücher 1998).

Warme, feuchte, dunkle und schmutzige Stallungen begünstigen die Lebenserwartung und die Entwicklung von großen Populationen generell (Hiepe und Ribbeck 1982, Chauve 1998). Tiefe Minustemperaturen (<  − 20 °C), große Hitze  (> 45 °C) (Nordenfors et al.1999a) sowie Trockenheit und Nässe vertragen sie hingegen nicht. Daher kann es bei Alternativhaltungen im Winter zu einem Populationsabfall kommen.