Behandlungsansätze

Bereits der französische Arzt Henri Leclerc (1870-1955) prägte den Begriff der Phytotherapie für die medizinische Anwendung von Pflanzen (Loew 2006). Das Wort Phytopharmaka leitet sich aus dem griechischen phyton = Pflanze und pharmakon = Arznei ab und bedeutet wörtlich übersetzt „pflanzliches Arzneimittel“ (Wichtl 2002). Die Phytotherapie beschäftigt sich entsprechend mit der Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten und klinischen Symptomen mittels Arzneipflanzen, deren Teilen oder Bestandteilen und deren Zubereitungen (Aichberger et al. 2006). Phytotherapeutika besitzen wiederum eine klare Indikation und es gibt definierte Anwendungsbestimmungen zur Dosierung, der Art der Verabreichung und die Dauer der Anwendung. Sie sind arzneimittelrechtlich wie konventionelle Arzneimittel zu behandeln (Riedel-Caspari 2005; Riedel-Caspari und Brendieck-Worm 2007).

Mehr Informationen zu den Arzneimittelrechtlichen Bestimmungen finden Sie hier. Es kommen vor allem die Inhaltstoffe von Alkaloiden, Ätherische Ölen, Harzen, Schleim-, Gerb- und Bitterstoffen, Vitaminen und Enzymen sowie deren therapeutische Anwendungen in der Phytotherapie zum Einsatz. Angaben der World Health Organization (WHO) zu Folge, werden etwa 28% aller Pflanzenarten weltweit medizinisch genutzt. Für eine ganze Reihe liegen klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen vor. Jedoch sind die Anwendung und der Einsatz von Phytopharmaka vor allem beim Menschen untersucht, während für den Einsatz beim Tier weit weniger Erfahrungen vorliegen. Hinzu kommt in der Tiermedizin auch noch die große Speziesvielfalt mit ihren großen Unterschieden im Stoffwechselsystem. So kann beispielsweise der Stoffwechsel einer Kuh nicht mit dem einer Katze oder dem eines Pferdes verglichen werden. Dies führt dazu, dass bestimmte Pflanzen und Pflanzeninhaltsstoffe für einige Tierarten unverträglich und gesundheitsschädlich sind, während sie bei anderen Spezies therapeutisch eingesetzt werden können. Daher ist auch vor der Anwendung von Phytopharmaka dringend zu klären, ob die enthaltenen Inhaltsstoffe von dem Tier vertragen werden. Denn während Lebewesen, die sich mindestens teilweise von Pflanzen ernähren, im Laufe der Evolution an pflanzliche Wirkstoffe adaptiert und adäquate Metabolisierungsmechanismen entwickelt haben, besitzen reine Fleischfresser diese u.U. nicht (Briendieck-Worm 2011).
Generell muss gesagt werden, dass hinsichtlich der therapeutischen Wirkung von Phytopharmaka bei einzelnen Tierarten, der geeigneten Dosierung, der unerwünschten Nebenwirkungen und der Rückstände in Lebensmitteln tierischer Herkunft noch großer Forschungsbedarf besteht (Reichling et al.2005). Nicht zu letzt, da Arzneipflanzenzubereitungen per se eine Kombination aus Einzelwirkstoffen darstellen, die in einer dynamischen Wechselbeziehung zueinander stehen (Briendieck-Worm 2011). Entsprechend sollten auch Phytotherapeutika nach Anweisungen des Tierarztes oder Apothekers verabreicht und die Anweisungen auf der Packungsbeilage strikt befolgt werden (Riedel-Caspari und Brendieck-Worm 2007).
Auf der anderen Seite zeigen Vergleichsstudien zwischen phytotherapeutischer und konventioneller Behandlung in vielen Fällen eine Gleichwertigkeit oder gar tendenziell eine Überlegenheit der Phytotherapie, die sich in kürzerer Krankheitsdauer, geringerem Umfang von Begleitmedikationen, geringeren Nebenwirkungen und Preiswürdigkeit niederschlägt (Riedel-Caspari 2005).